- Alexandersage
- Alexạndersage,die sagenhafte Ausgestaltung der Taten Alexanders des Großen. Antike Quellen sowie griechische und orientalische Sagenmotive fasste ein fälschlich Alexanders Hofhistoriographen Kallisthenes zugeschriebener, um 300 von einem Autor aus Alexandria redigierter Roman, der so genannte »Pseudokallisthenes« (auch als Alexanderroman bekannt), zusammen. Er wurde in lateinischen Übersetzungen (Iulius Valerius, um 300; Archipresbyter Leo, »Historia de proeliis«, um 950) dem mittelalterlichen Abendland vermittelt; ferner u. a. armenische und syrische Übersetzungen. An lateinischen Versbearbeitungen durch Walther von Châtillon (um 1180) und Quilichinus von Spoleto (1236) schlossen sich nationalsprachige an: ein nur fragmentarisch erhaltenes französisches Epos des Albéric de Besançon, das dem deutschen »Alexanderlied« des Pfaffen Lamprecht (um 1130) zugrunde liegt, die Alexanderepen Rudolfs von Ems, Ulrichs von Etzenbach, des Alexandre de Bernai und des Jacob van Maerlant, der »Große Alexander« des späten 14. Jahrhunderts. Die deutschen Prosafassungen setzen mit J. Hartlieb (1444) ein. Auch im Orient gab es vom 5. Jahrhundert an zahlreichen Fassungen der Sage (so u. a. bei Firdausi im »Schah-Name«). Seit der Renaissance wurde Alexander in Dramen (A.Hardy, J. Racine), Opern (Texte von A.Zeno, P. Metastasio), Balletts und Romanen (La Calprenède, »Cassandre«) zum Helden von Liebesabenteuern und -intrigen. In neuerer Zeit schrieb J. Wassermann den Roman »Alexander in Babylon« (1905), K. Mann »Alexander, Roman der Utopie« (1929), M. Druon »Alexandre le Grand« (1958).R. Merkelbach: Die Quellen des griech. Alexanderromans (1954);H. Buntz: Die dt. Alexanderdichtungen des MA. (1973).
Universal-Lexikon. 2012.